Montag, 1. August 2011

Rezension: "Du oder das ganze Leben"

  • Autorin: Simone Elke

  • Titel: Du oder das ganze Leben

  • Originaltitel: Perfect Chemistry

  • Taschenbuch: 432 Seiten 

  • Verlag: cbt (10. Januar 2011) 

  • ISBN-10: 3570307182 

  • ISBN-13: 978-3570307182  



  • "Die Lovestory des Jahres!" - um welches Buch kann es sich da nur handeln? Richtig - "Du oder das ganze Leben" von Simone Elkeles. Nur positive Bewertungen, sowas macht neugierig. Also habe ich mich auch an das Buch rangewagt und es keine einzelne Seite lang bereut. 

    Handlung:
    Brittanys Leben ist perfekt. Zumindest scheint es so.
    Sie ist schön, intelligent und vor allem: reich. Keiner ahnt, wie ihr Leben wirklich ist; eine Mutter, die sie wegen jeder Kleinigkeit runtermacht, eine geistig hinterbliebene Schwester und ein Vater, der nie zu Hause ist. Kurz: Ihr Leben ist alles andere als perfekt und genau deshalb muss es perfekt wirken.

    Alex ist genau das Gegenteil von Brittany: arm, dunkelhäutig und außerdem Mitglied einer Gang. Als sein Vater vor seinen Augen erschossen wurde, fing Alex an, eine Art Schutzmauer um sich aufzubauen, um niemanden an sich ranzulassen. Das hat zur Folge, dass als harter und agressiver Kerl angesehen wird, auch, weil er der Gang "Latino Blood" angehört.

    Am ersten Schultag des letzten Jahres an der Highschool werden die Schüler im Chemieunterricht in Zweiergruppen eingeteilt, in denen sie dann für den Rest des Schuljahres an einem Projekt arbeiten sollen. Und wie es der Zufall (oder Schicksal?) will, werden Brittany und Alex in eine Gruppe gesteckt. Beide sind wenig begeistert, aber die Lehrerin bleibt stur.
    Nach und nach verstehen sich die beiden immer besser und merken, wie das Leben hinter der Fassade des anderen wirklich ist. Sie verlieben sich.
    Doch eine Beziehung ist unmöglich, denn Alex' Gang lässt sowas nicht zu.
    Hat ihre Liebe eine Chance?

    Meine Meinung:

    Charaktere:
    Auf den ersten Blick könnte man meinen, Brittany wäre arrogant, verwöhnt und oberflächlich. Falsch! Im Gegenteil, Brittany hat ein großes Herz, ist ehrgeizig und einfühlsam. Sie will es allen recht machen, aber leider ist das nicht immer möglich und deshalb setzt sie sich oft selbst unter Druck, denn sie möchte ihr Image und ihre perfekte Fassade aufrecht erhalten - nicht weil sie den Neid und Aufmerksamkeit braucht, sondern einfach um sich zu schützen. Denn eigentlich ist Brittany unsicher, und genau diese Unsicherheit macht sie so sympathisch.

    "Harte Schale, weicher Kern." - Es gibt keinen Spruch, der Alex besser beschreibt, als dieser. Nach außen hin wirkt er agressiv und unnahbar, aber wenn man weiß warum das so ist, kann man es gut nachvollziehen. Schon im Kindesalter musste er viel durchmachen, sein Vater wurde vor seinen Augen erschossen und als ältester von drei Kindern liegt es an ihm, die Familie zu beschützen. Seine Familie bedeutet ihm alles und er würde alles für das was er liebt tun. Er will studieren und ein normales Leben führen, doch das geht nicht, denn er muss seine Familie unterstützen und das geht nur als Mitglied der Latino Blood. Aber tief in ihm drin, weiß er, dass er nicht für diese Gang geboren wurde. Als er Brittany kennenlernt, geht eine Wandlung in ihm vor, vom harten Gangster in einen liebevollen Jungen - harte Schale, weicher Kern eben.

    Alle anderen Personen (wirklich alle!) sind gar nicht so unwichtig, wie es am Anfang wirkt. Sie werden vorgestellt und bleiben präsent, verschwinden nicht in der Versenkung. Jeder hat eine Aufgabe und am Ende fügen sich diese ganzen Aufgaben zusammen und ergeben ein Gesamtbild.


    Kritik:
    "Du oder das ganze Leben" ist eine Lovestory für die Jugend.
    Ja, auch, aber es verbirgt sich noch viel mehr in dieser Geschichte. Vor allem geht es um Abstammung und die soziale/gesellschaftliche Stellung bei verschiedenen Lebensarten. Es geht um die Frage, ob beide Schichten miteinander auskommen können oder ob eine Beziehung zwischen zwei Menschen, die in solch verschiedenen Umgebungen aufgewachsen sind, funktionieren kann. Ein schweres Thema, aber unglaublich gut und verständlich verpackt. Simone Elkeles redet nichts schön, sondern beschreibt alles so wie es wirklich ist und das macht das ganze Buch so glaubwürdig. Die Autorin hat eine Menge Mut bewiesen, indem sie sich an so ein umstrittenes Thema gewagt hat.

    Die Idee an sich (weißes, reiches Mädchen verliebt sich in einen armen, dunkelhäutigen Jungen) hat mir wirklich gut gefallen, sie hat viel Potential, obwohl die Idee wirklich nicht neu ist. Es kommt schließlich auf die Umsetzung an, und diese ist in diesem Fall unglaublich gut gelungen. Durch die Sichtwechsel zwischen Bittany und Alex konnte ich mich in beide Personen versetzen, mit beiden Personen mitfühlen, ihre Probleme verstehen, ihre Gefühle nachvollziehen und ihre Umgebung kennenlernen, die verschiedener nicht sein könnte. Beide Personen sind so liebeswürdig - da kann man gar nicht anders, als auf ein Happy End zu hoffen. Ihre Geschichte reist mit, berührt, fesselt. So eine "Highschoolromanze" kann oberflächlich sein, aber die von Brit und Alex ist voller Tiefe und Hoffnung. Sie wirkt durch die ganzen Hochs und Tiefs sehr, sehr glaubwürdig. Ihre Liebe ist nachvollziehbar, am Anfang können sie sich nicht ausstehen, nähern sich an, fangen an, einander zu vertrauen und lassen ihre Liebe erst dann zu (es gibt genug Geschichten, in denen das Mädchen den Jungen erblickt und sofort weiß: "Ich liebe ihn!!!" - sowas ist unglaubwürdig). Ja, ok, Klischees kommen wirklich häufig vor, aber das stört nicht, sondern macht die Geschichte noch ein wenig tragischer. Das Ende an sich ist abgeschlossen und hat mir wahnsinnig gut gefallen.

    Romantik, Tragik, Humor, Verzweiflung und Hoffnung - alles dabei. So muss ein gutes Buch sein, es muss berühren können. Vor allem das Ende hat mir ein paar Tränchen in die Augen getrieben, denn es ist so emotional. Die zweite Hälfte des Buches habe ich an einem Stück durchgelesen - ich musste einfach wissen, wie es weiter geht! Da die Kapitel relativ kurz sind fliegen die Seiten nur so dahin und mit den ganzen Seiten zeigt sich eine Vielfalt an Emotionen, die in dem Leser während des Lesens aufkommen. So ein Buch sollte gelesen werden, denn es bietet sehr viel: eine Liebesgeschichte, einen Einblick in das harte Leben einer Gang und die gesellschaftlichen Unterschiede. Es öffnet dem ein oder anderen vielleicht die Augen, und auch wenn nicht: großartige Lesestunden sind garantiert!

    Schreibstil:
    Der Schreibstil passt sich der erzählenden Person an. Es findet ein regelmäßiger Sichtwechsel statt, wenn Brittany erzählt, merkt man das sofort an der Erzählweise. Alex gebraucht Wörter, die nur ein Junge sagen würde ;) So wird man auch nicht verwirrt, ich hatte absolut keine Probleme mit dem ständigen Sichtwechsel, der nebenbei bemerkt wirklich clever ist, denn so bekommt der Leser einen guten Einblick in beide Lebensarten.

    Cover:
    Ich bin kein Fan von Personen auf Covern, aber hier macht es mir nichts aus, denn eigentlich ist das Motiv symbolisch und beschreibt die Geschichte ziemlich gut. Mir gefällt diese Schlichtheit, nichts lenkt von dem Paar ab.

    Fazit:
    Eine großartige Liebesgeschichte und noch viel mehr. Lest dieses Buch und lasst euch nicht von dem Titel täuschen, denn diese Geschichte ist zwar kitschig, aber auch sehr tiefgründig. Das macht natürlich 5 Sterne (von 5).

    Zusatzinformation:


    "Du oder der Rest der Welt" ist der zweite Teil der Reihe um die Fuentes Brüder und handelt von Carlos, dem kleinen Bruder von Alex. Ich werde das Buch natürlich lesen und bin schon sehr gespannt, ob die Autorin das Niveau halten kann. "Du oder der Rest der Welt" erscheint am 9. November 2011 beim cbt-Verlag.

    5 Kommentare:

    1. Sehr schön geschrieben Jana! Hab ich genau so empfunden. Das Buch war wirklich wahnsinnig toll. Noch eine kleine Anmerkung. Alex' Hautfarbe ist nicht schwarz. Latinos/Mexicanos sind doch eher so braungebrannt, goldfarben? :-) Wie auf dem Cover eben *grins*.
      LG,
      Damaris

      AntwortenLöschen
    2. Dankesehr :) Hab ich schwarz geschrieben? Ups. Dunkelhäutig trifft es besser, oder? ;)
      Liebe Grüße.

      AntwortenLöschen
    3. Genau :-) Dunkelhäutig ist besser, hihi.

      AntwortenLöschen
    4. Das klingt gut. Schön, dass es dir gefallen hat! ;)

      Da werde ich es wohl auch bald lesen. Es liegt schon zu lange bei mir rum! (:

      AntwortenLöschen
    5. Schöne Rezension :)
      Ich bin auch schon unglaublich gespannt auf das Buch, weil ich bisher kaum schlechtes darüber gehört habe und solch Liebesgeschichten zwischendurch unheimlich gerne lese. Ich kann mich nur noch nicht recht entscheiden, ob ich die englische oder deutsche Ausgabe kaufen soll ...da muss ich mich bald wirklich mal entscheiden, ich will das Buch auch endlich lesen und mitreden können :D

      AntwortenLöschen